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25. Mai 2018

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Datensammler-Debatte: Kuschelkapitalismus aus dem Netz – Sascha Lobo-Kolumne auf Spiegel-Online

12. Januar 2011
Sascha Lobo SPON KOLUMNE auf Spiegel Online am 12.1.2011, Foto ©: Reto Klar

Sascha Lobo SPON KOLUMNE auf Spiegel Online am 12.1.2011, Foto ©: Reto Klar

Gerade bei Spiegel Online gefunden und begeistert gelesen (kursiv ist zitiert und nicht von mir):

Datensammler-Debatte – Kuschelkapitalismus aus dem Netz

… das Internet ist eine Mensch-Maschine, sie vermenscht alles gnadenlos, besonders Unternehmen. Coca Cola will mit mir persönlich auf Facebook verbandelt sein und umgekehrt erwarte ich von der Deutschen Bank, dass sie meine Mail gefälligst so schnell und individuell beantwortet wie mein Arbeitskollege. Bloß freundlicher und ohne die vorwurfsvollen Fragen, ob man das nicht auch selbst hätte googeln können oder wer schon wieder den Knusperjoghurt aus dem Firmenkühlschrank geklaut hat.

Peugeot hat eine Web-Seite, ein Blog, einen YouTube-Channel, eine Facebook-Seite und einen Twitter-Account? Na und? Ich auch. Und nicht nur ich, sondern jeder im browserfähigen Alter, der das möchte. Im Zweifel dürfte es auch nicht besonders schwer sein, persönlicher zu twittern als Peugeot, obwohl die Marketing-Abteilung doch extra „personality building“ in die Anweisung für die ausführende Agentur hineingeschrieben hat.

Einer der lustigsten Blogbeiträge der letzten Jahre ist ein fiktiver Mail-Verkehr mit dem Namen “ Wenn Unternehmen twittern“ auf der Seite trendopfer.de. Darin versucht ein Unternehmen, eine harmlose Twitter-Botschaft abzusenden, mit den üblichen, hierarchischen Freigabeschleifen samt Abteilungsleitergetöse. Die absurde Komik entsteht daraus, dass sich der durchschnittliche Unternehmensapparat für einen offenen und schnellen Dialog mit Nutzern etwa so gut eignet wie die Linke zur Durchsetzung des Kommunismus oder die FDP zum Regieren.

Die Erwartung, dass sich im Netz der Menschen jeder Teilnehmer wie ein Mensch verhalten soll, bringt in manchen Unternehmen inzwischen neue Strukturen hervor. In den USA entsteht gerade das Berufsbild des Informationsprokuristen für das Internet.

Die Geißel der Marktforschung, in ihrer traditionellen Form für die Seelenlosigkeit der meisten Waren verantwortlich, würde abgeschafft, weil im sozialen Netzwerk um die Ecke fast von allein bessere Informationen zu finden sind. Konzerne würden viel seltener in ethische Fallen tappen, wenn sie vorher einfach die Kunden fragen, ob sie etwas gegen Kinderarbeit in Asien haben, selbst wenn dadurch das Produkt zwei Euro billiger wird.

Vielleicht wäre am Ende sogar die Werbung nicht mehr gezwungen zu lügen, sondern könnte auf die normalen Überzeugungsmethoden im zwischenmenschlichen Gespräch zurückgreifen, also Charme und ein bisschen angeben.

Sascha Lobos Kolumne auf  Spiegel Online