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Datensammler-Debatte: Kuschelkapitalismus aus dem Netz – Sascha Lobo-Kolumne auf Spiegel-Online

12. Januar 2011
Sascha Lobo SPON KOLUMNE auf Spiegel Online am 12.1.2011, Foto ©: Reto Klar

Sascha Lobo SPON KOLUMNE auf Spiegel Online am 12.1.2011, Foto ©: Reto Klar

Gerade bei Spiegel Online gefunden und begeistert gelesen (kursiv ist zitiert und nicht von mir):

Datensammler-Debatte – Kuschelkapitalismus aus dem Netz

… das Internet ist eine Mensch-Maschine, sie vermenscht alles gnadenlos, besonders Unternehmen. Coca Cola will mit mir persönlich auf Facebook verbandelt sein und umgekehrt erwarte ich von der Deutschen Bank, dass sie meine Mail gefälligst so schnell und individuell beantwortet wie mein Arbeitskollege. Bloß freundlicher und ohne die vorwurfsvollen Fragen, ob man das nicht auch selbst hätte googeln können oder wer schon wieder den Knusperjoghurt aus dem Firmenkühlschrank geklaut hat.

Peugeot hat eine Web-Seite, ein Blog, einen YouTube-Channel, eine Facebook-Seite und einen Twitter-Account? Na und? Ich auch. Und nicht nur ich, sondern jeder im browserfähigen Alter, der das möchte. Im Zweifel dürfte es auch nicht besonders schwer sein, persönlicher zu twittern als Peugeot, obwohl die Marketing-Abteilung doch extra „personality building“ in die Anweisung für die ausführende Agentur hineingeschrieben hat.

Einer der lustigsten Blogbeiträge der letzten Jahre ist ein fiktiver Mail-Verkehr mit dem Namen “ Wenn Unternehmen twittern“ auf der Seite trendopfer.de. Darin versucht ein Unternehmen, eine harmlose Twitter-Botschaft abzusenden, mit den üblichen, hierarchischen Freigabeschleifen samt Abteilungsleitergetöse. Die absurde Komik entsteht daraus, dass sich der durchschnittliche Unternehmensapparat für einen offenen und schnellen Dialog mit Nutzern etwa so gut eignet wie die Linke zur Durchsetzung des Kommunismus oder die FDP zum Regieren.

Die Erwartung, dass sich im Netz der Menschen jeder Teilnehmer wie ein Mensch verhalten soll, bringt in manchen Unternehmen inzwischen neue Strukturen hervor. In den USA entsteht gerade das Berufsbild des Informationsprokuristen für das Internet.

Die Geißel der Marktforschung, in ihrer traditionellen Form für die Seelenlosigkeit der meisten Waren verantwortlich, würde abgeschafft, weil im sozialen Netzwerk um die Ecke fast von allein bessere Informationen zu finden sind. Konzerne würden viel seltener in ethische Fallen tappen, wenn sie vorher einfach die Kunden fragen, ob sie etwas gegen Kinderarbeit in Asien haben, selbst wenn dadurch das Produkt zwei Euro billiger wird.

Vielleicht wäre am Ende sogar die Werbung nicht mehr gezwungen zu lügen, sondern könnte auf die normalen Überzeugungsmethoden im zwischenmenschlichen Gespräch zurückgreifen, also Charme und ein bisschen angeben.

Sascha Lobos Kolumne auf  Spiegel Online

Facebook ist der „Helmut Kohl des Internets“

29. Mai 2010

Facebooks Mark Zuckerberg ist der „Helmut Kohl des Internets“ schreibt Doris Akrap in der TAZ-Rubrik „Leuchten des Internets“. Und auch über den Aktionstag „quitfacebookday“: http://tinyurl.com/2v2x3rn

Datenschutz bei Facebook – Wie die Privatsphäre erodiert

14. Mai 2010

Da schau her: Was der Nachbar auf Facebook treibt, können Millionen andere sehen – weil er seine Privatsphäre-Einstellungen nicht kennt. Oder kennen will. Facebook wird immer komplizierter, nun regt sich Widerstand. Machen wir uns zu öffentlichen Menschen, oder werden wir dazu gemacht?

Nun hat Facebook umgebaut – und sich Kritik einhandelt. Viele Veränderungen am System des Networking-Dienstes selbst, aber auch an den Nutzungs- und Geschäftsbedingungen haben das einst so private soziale Netzwerk zu einem Ort gemacht, der ähnlich öffentlich ist wie Twitter. Nur, dass viele Nutzer das womöglich nicht ahnen.

Die prägnanteste Darstellung der „Evolution der Privatsphäre“ auf Facebook lieferte vor wenigen Tagen Matt McKeon, der in einer Forschungseinrichtung von IBM arbeitet. Seine bereits in weit mehr als hundert Blog-Einträgen verlinkte Grafik zeigt, wie sich innerhalb von fünf Jahren die Standardeinstellungen des Netzwerkes gewandelt haben: von „fast alles privat“ bis hin zu „praktisch alles öffentlich“. Man kann die meisten Einstellungen zwar ändern – aber der Trend, dem das Unternehmen folgt, ist eindeutig ablesbar.

Ein zentraler Vorwurf ist, dass all die Einstellungen auf Facebook so kompliziert sind, dass kein Mensch sie mehr versteht. „Online-Privatsphäre ist das neue Videorecorder-Programmieren“, titelte der „Business Insider“ schon vor gut einem Monat. Illustriert war der Eintrag mit Screenshots aller Seiten innerhalb von Facebook, auf denen man Privatsphäre-Einstellungen vornehmen kann. Zu sehen waren 25 unterschiedliche Schaltflächen. Zu viel Auswahl, auch das ist eine psychologische Binse, strengt an – da lässt man das Einstellen lieber gleich ganz.

Und das passt ins Konzept: Facebook will immer mehr private Daten standardmäßig öffentlich zeigen – und hat immer kompliziertere Einstellungsmöglichkeiten geschaffen. Diese Politik wird von manchen als aggressiver Akt interpretiert. Auch für Geübte ist es inzwischen schwer zu überblicken, was wann und wo öffentlich auftauchen wird.

Doch der Widerstand gegen diese Entwicklung wächst. Facebook und seine Privacy-Einstellungen sind derzeit das Top-Thema der amerikanischen Tech-Blogs. Mehrere US-Senatoren verlangen Aufklärung und Änderungen von den Betreibern. Eine Truppe Software-Entwickler hat sich zusammengefunden, um ein freies, dezentrales Alternativ-Netzwerk namens „Diaspora“ zu entwickeln – und dafür bis Freitagvormittag fast 130.000 Dollar Spenden eingesammelt. Auch ein Rechtfertigungsauftritt des Facebook-Lobbyisten Eliot Schrage, der sich für die „New York Times“ Leserfragen stellte, konnte die Wogen nicht glätten. Besonders hämisch wurde eine Antwort Schrages aufgenommen, die darauf hinauslief, dass man ja nun selbst schuld sei, wenn man sich bei der Community anmelde.

Wer sich abmelden will, wird emotional unter Druck gesetzt

Danny Sullivan von „SearchEngineLand“ stellte kürzlich fest, dass „how do i delete my facebook account“ („Wie lösche ich mein Facebook-Konto?“) derzeit ein häufig gesuchtes Thema bei Google ist. Gibt man in der englischen Version der Suchmaschine die Buchstaben „dele“ ein, wird einem als Ergänzung „delete facebook account“ vorgeschlagen – was dafür spricht, dass dieser Suchbegriff besonders häufig eingegeben wird.

Wieso die Leute danach suchen? Weil ein Facebook-Profil außerordentlich kompliziert zu löschen ist. Und schon wer es nur zu deaktivieren versucht – die dezentere, weniger versteckte Variante -, bekommt Fotos von engen Freunden präsentiert: „XY wird dich vermissen! Deine x Freunde können dann nicht mehr mit dir in Kontakt bleiben.“ Sullivan vermutet auch, dass Facebook derzeit tatsächlich aktive Nutzer verliert, dies aber verschleiert. Zu verifizieren ist das nicht, Facebook bestreitet Sullivans Berechnungen.

Tatsächlich hat Facebook derzeit wohl kaum Grund, sich über Nutzermangel zu beklagen. Mittlerweile hat das Netzwerk mehr als 450 Millionen Mitglieder. Entweder haben all diese Menschen noch nicht bemerkt, dass sie dort permanent beobachtet werden. Oder es ist ihnen tatsächlich einfach egal.

Danah Boyd schrieb im April, viele Facebook-Nutzer unterlägen noch immer der Illusion, Kontrolle über den Datenfluss zu haben. Und fügte hinzu: „Unglücklicherweise verdeckt dieses Vertrauen die Tatsache, dass die meisten die Privatsphäre-Einstellung und ihre Bedeutung eben nicht verstehen.“

Quelle: Spiegel-Online




Spielraum zwischen Facebook und entnervtem Entfreunden

7. Oktober 2009

„Self-Marketing 3.0. Zwischen 1000 Friends auf Facebook und entnervtem Entfreunden gibt es viel Spielraum. In Ausgabe 11.09 erfahren Sie, wie sich Social Networks sinnvoll für die professionelle Selbstdarstellung nutzen lassen und welche klassischen Self-Promotion-Formen noch zeitgemäß sind.“

Titelstory in PAGE, Ausgabe 11.09, die Ausgabe ist vergriffen, fragen Sie den Designer Ihres Vertrauens danach.

Dankeschön an Lutz Lehning für den Hinweis, habe mir das Heft gekauft, sehr interessanter Artikel und sehr interessante Zeitung.